Ständige Ausstellungen
In einem Haus auf dem Werkstattgelände befindet sich die Dauerausstellung "Zethlingen und die Langobarden".
Sie gibt Auskunft über die frühe Besiedlung und die Geschichte der Langobardenwerkstatt.
Die Zethlinger Siedlung
Sie erstreckte sich in west-östlicher Richtung über eine Länge von ungefähr 360 m. Das ergaben Prospektionen, die Ende der 1970er Jahre in einem Pipelinegraben durchgeführt wurden. Neben den in der Hauptsache kaiserzeitlichen Funden wurden auch jungsteinzeitliche sowie bronzezeitliche Stücke ausgegraben. Das legt eine sehr lange Besiedlungsgeschichte dieses Platzes nahe.
Den sichersten Befund erbrachte 1980 eine Ausgrabung, bei der die Überreste eines kleinen Grubenhauses mit sechs Wand- und zwei Giebelpfosten freigelegt wurden. Aber selbst dieser Befund war durch den Gasleitungsgraben so stark gestört, dass sich das komplette Gebäude nicht mehr rekonstruieren ließ. Aus der Größe und Ausrichtung der Hausgrube ergab sich aber ein West–Ost orientiertes ca. 3 m x 5 m großes Haus mit acht Pfosten, dessen Fußboden sich ca. 1,0m unter der heutigen Oberfläche befand. Einen weiteren kleinen Einblick in die Siedlungssituation brachte eine Grabung von 1991. Auch hier waren die Befunde eher dürftig. Es ließen sich lediglich vier erkennbare Pfostengruben innerhalb einer relativ kleinen, knapp 2 m breiten, rechteckigen grubenartigen Vertiefung nachweisen, die sich ebenfalls von West nach Ost erstreckte.
Möglicherweise handelte es sich dabei um eine kleine Hütte, deren Funktion aber völlig unklar ist. Allerdings erbrachte diese Grabung den Nachweis, dass die Siedlung an einem Gewässer lag, wohl an einem inzwischen längst verlandeten großen nacheiszeitlichen See. Die meisten Funde datieren auch hier in die Römische Kaiserzeit. Eisenschlacken sind ein wichtiger Hinweis auf das Schmiede- oder Verhüttungswesen dieser Zeit. Neben vielen Scherben sind auch Tierknochen gefunden worden. Deren Untersuchung bestätigte bisherige Erkenntnisse, dass die Jagd im Gegensatz zur Haustierhaltung in dieser Periode fast bedeutungslos war.
1988 wurde im nahen Klötze ein hölzerner Kastenbrunnen ausgegraben, der um 250 n. Chr. datiert werden konnte. Mittlerweile sind auch bei Kakerbeck, Liesten oder in Mahlsdorf germanische Wohnorte der Römischen Kaiserzeit entdeckt worden. Somit bestanden zeitgleich mit der Zethlinger Siedlung in der näheren Umgebung weitere Dörfer.
Der Eisenverhüttungsplatz
Mehrere Ausgrabungen erbrachten u. a. Überreste von Rennöfen sowie von Schlacke- und Röstgruben. Sogar Urnen wurden in den Fragmenten der technischen Anlagen ausgegraben. Der Erhaltungszustand der Befunde ist schlecht. Das ist sowohl der Beschaffenheit des Bodens am Mühlenberg als auch der Tatsache geschuldet, dass die Öfen nach jedem Verhüttungsprozess zerstört wurden. Daher ist auch eine zeitlich genaue Einordnung der Anlagen sehr schwierig. Anhand der Urnen wurde der neue Fundplatz anfangs ins 3./ 4. Jh. n. Chr. datiert. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Verhüttungsplatz bereits aufgegeben war, als die Toten hier beigesetzt wurden und somit älter ist als diese Gräber. Das zuzuordnende Fundmaterial lässt bisher die genaue Datierung des Verhüttungsplatzes nicht zu.
Der fast stetig wehende Westwind war sicher einer der Gründe dafür, am westlichen Hügelfuß Rennöfen zu errichten. Der Wind weht dort so kräftig, weil er ungebremst über die weite Niederung im Westen und Süden des Mühlenberges hierher gelangen kann.. Wahrscheinlich befand sich dort noch zu germanischer Zeit ein großer, langsam verlandender, nacheiszeitlicher See. In der sumpfigen Uferzone bildete sich mit Hilfe von Mikroorganismen aus Sauerstoff und dem im Wasser gelösten Eisen das begehrte Raseneisenerz. So konnte das benötigte Erz sogar in der Nähe der Öfen abgebaut werden. Damit hatte man sowohl das Erz, den nötigen Wind und das Baumaterial für die Öfen, den Lehm, vor Ort. Zeit- und arbeitsintensive Materialtransporte waren nicht nötig. Trotz dieser Vorteile scheint der Verhüttungsplatz am Mühlenberg nicht sehr groß gewesen zu sein. Möglicherweise war die Qualität des Erzes zu schlecht oder dessen Vorkommen nicht ausreichend.
Die Grabbeigaben
Dabei handelte es sich u.a. um Schmuck aller Art, Nähzeug, kleine Werkzeuge, Messer, Schlüssel, Urnenharz und in Ausnahmefällen auch um Waffen. Wollte man die Toten nur fürs Jenseits ausstatten oder lagen andere Gründe dafür vor? Wir wissen es nicht. Dazu sind die Grabausstattungen zu unterschiedlich. Auffällig ist allerdings, dass in der frühen Belegungsphase des Friedhofes weitaus mehr Beigaben in die Gräber gelangten als in späterer Zeit. Ob dafür religiöse Gründe, eine wachsende Verarmung der ansässigen Bevölkerung oder andere Verbrennungssitten ausschlaggebend waren, lässt sich bisher ebenfalls nicht beantworten. Weiterhin lässt sich nicht völlig erklären, warum sowohl Beigaben in die Gräber gelangten, die keine bzw. nur sehr geringe Branddeformationen aufweisen, als auch stark branddeformierte Stücke. Zudem entdeckt man heute sogar Objekte, die sich nur in mikroskopischen Resten nachweisen lassen.
Mit den natürlich herrschenden unterschiedlichen Verbrennungstemperaturen allein lässt sich dieses Phänomen sicherlich nicht erklären. Möglicherweise steuerte man die Verbrennung bewusst und verbrannte manche Beigaben absichtlich nicht zusammen mit den Toten. Diese wurden entweder gesondert oder aber überhaupt nicht auf den Scheiterhaufen gelegt, deshalb gelangten sie unbeschädigt ins Grab. Besonders auffällig ist das bei einer sehr häufigen Grabbeigabe, dem sogenannten Urnenharz. Wenn dieses Birkenpech bei der Verbrennung der Toten eine Rolle gespielt hätte, wäre es in jedem Falle verbrannt. Da das aber nicht geschah, muss es im Nachhinein in die Urne gelegt worden sein. Dieses, dem Anschein nach, unspektakuläre Produkt war für unsere Vorfahren offensichtlich so wichtig, dass es vielen Toten ins Jenseits mitgegeben wurde. Über die tatsächliche Bedeutung des Urnenharzes wird viel spekuliert. Am wahrscheinlichsten erscheint eine heilkräftige bzw. schmerzlindernde Wirkung. Noch in der Neuzeit soll Birkenpech von schwangeren Frauen zur Linderung des Wehenschmerzes gekaut worden sein.
Die Langobarden
Eine nächste, allerdings fragliche Erwähnung fällt in den Beginn der Markomannenkriege (166 oder 167 n. Chr.). Zu dieser Zeit sollen etwa 6000 langobardische und obische Krieger an der mittleren Donau aufgetaucht sein. Ab ca. 490 befinden sich die Langobarden aber mit Sicherheit an der mittleren Donau, seither sind sie ein fester Bestandteil der abendländischen Geschichtsschreibung. Sie ziehen 568 nach Norditalien, gründen ein Königreich und zwei Herzogtümer, werden 774 von Karl dem Großen unterworfen und ins fränkische Reich integriert. Handelte es sich bei diesen Langobarden aber tatsächlich um den gleichen Stamm, der erstmals am Ende des 1. Jh. v. Chr. erwähnt wird? Seine Frühzeit bleibt in sagenhaftes Dunkel gehüllt. Anhand von Funden ist ein Stamm dieses Namens zu dieser Zeit nicht nachweisbar. Daher spricht man heute eher von den „Elbgermanen“, wenn man die germanische Besiedlung nördlich und südlich der Niederelbe bis in die Völkerwanderungszeit hinein meint.
Während der gesamten Periode kam es sowohl zu Abwanderungen als auch zu Wanderbewegungen innerhalb des Gebietes. In dieser großen Siedlungskammer bestehen zwischen den Fundinventaren zwar territoriale Unterschiede, allerdings überwiegen die Übereinstimmungen, ob in Westmecklenburg, Schleswig-Holstein, im Wendland oder in der westlichen Altmark. Im 2. Jh. wanderten größere Bevölkerungsgruppen aus dem Norden und Nordwesten in die Altmark ein, kamen aber in kein menschenleeres Gebiet. Nach einer weltweiten Klimaveränderung, die wiederum größere Wanderbewegungen auslöste, lebten im 5. Jh. weniger Menschen als zuvor in der Altmark. Einen kompletten Exodus gab es aber auch jetzt nicht. Ein großer Teil der abwandernden Verbände zog an die Donau, andere nach Süddeutschland oder gar nach England. Einige Überlegungen gehen heute sogar davon aus, dass am Ende des 5. Jh. sich von der Niederelbe kommende Stammesverbände an der Donau formierten und den tradierten, einst von „Wodan verliehenen“ Stammesnamen „Langobarden“ neu annahmen. Man wollte sich damit möglicherweise eine Zusammenhalt schaffende Stammesidentität geben. Ein Indiz dafür wäre auch der nur aus der Sage bekannte ursprüngliche Eigenname „Winniler“, was wohl lediglich „Kampfgefährten“ bzw. „Verbündete“ bedeutet.
Kontakt
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